Unter Leitung des Regisseurs und Theaterpädagogen Jochen Wietershofer entstanden am Badischen Staatstheater in Karlsruhe u.a. folgende Produktionen in den Jahren 2002-2018:

  • Eine szenische Collage unter dem Titel „Klassentreffen": eine Auseinandersetzung mit Geschichte und Geschichten, persönlichen Erlebnissen und gemeinsamen Erinnerungen.

  • Es folgte ein Projekt zu „Woyzeck" von Georg Büchner, dessen Handlung die Gruppe in ein fiktives Altenheim verlegte. Dort gingen die Spielerinnen und Spieler der Frage nach, was mit einem Menschen passiert, der am Ende seines Lebens sein Wünschen und Sehnen, sein Hoffen und seinen Glauben nicht in der Chiffre ,Himmel' verorten kann, sondern sein Glück in der Beziehung zu einer Frau sucht.

  • Die Produktion „Der gute Mensch von Sezuan" von Bertolt Brecht beschäftigte sich mit der Frage nach Gott und Brechts Versuch, die Wurzeln der Religion in den materiellen Lebensumständen der Menschen aufzudecken.

  • Es folgte "Der Besuch der alten Dame" von Friedrich Dürrenmatt. Hier setzte sich die Gruppe erneut mit dem Thema „Leben ohne Gott“ auseinander- wie immer aus der Perspektive ihres Alters und der damit verbundenen Lebenserfahrung. Dürrenmatt selbst bemerkte zu seinem Stück, dass es wichtig sei, große Rollen für alte Schauspieler in Stücke hinein zu schreiben, da „die junge Generation nicht auf gleicher Höhe“ sei.

  • In „King Kong's Töchter“ von Theresia Walser ging die Gruppe der Frage nach, ob es unsere so stark auf Verstand ausgerichtete Gesellschaft alten Menschen ermöglichen kann, ihre Orientierung in Würde zu verlieren.

  • In der Folge brachte das Ensemble „Besuch bei Katt und Fredda“ von Ingeborg von Zadow auf die Bühne. In dieser Produktion - die erstmals auch mobil in Karlsruher Altersheimen gespielt wurde - gingen die Senioren der Frage nach, ob und wie gerade im Alter Neues und Ungewohntes Raum finden kann.

  • Es folgte das Stück „ Sibirien“ von Felix Mitterer. Diesmal gingen die Senioren dem Versuch eines Menschen nach, im hohen Alter und gegen alle Widrigkeiten ein selbst bestimmtes Leben zu führen.

  • Sommer.Nacht.Traum“ nach William Shakespeare versuchte die Frage zu beantworten, ob ältere Menschen gegen wirre Sommernachtsträume und Fantasien gefeit sind und zeigte, was geschieht, wenn die Farben der Liebe und der Eifersucht sich zu einem bunten Treiben verbinden.

  • Die Performance „ Baden in Fragen“ , die sich erstmals filmischer Mittel bediente, stellte die Frage als Ausdruck des menschlichen Seins in den Mittelpunkt. Der Zuschauer begleitete die Mitglieder von „BASTA60plus“ bei ihrer persönlichen Suche nach Antworten.

  • Mit der Eigenproduktion „Ich war 1914 fünfundzwanzig“ versuchte die Seniorentheatergruppe im Rahmen der Europäischen Kulturtage (100 Jahre Erster Weltkrieg) die Geschehnisse des Ersten Weltkriegs begreifbar zu machen: ein kafkaesker „Hochseilakt“ - mal realistisch, mal satirisch, mal absurd.

  • Es folgte „ Alices Reise in die Schweiz“ von Lukas Bärfuß zum Thema Sterbehilfe und der Frage, ob ein selbstbestimmter Tod in Würde möglich ist.

  • Zuletzt spielten die Senioren ein extra von der Autorin Ingeborg von Zadow für das Seniorentheater geschriebene Stück mit dem Titel "Alte Schachteln".


Die Theaterarbeit der Seniorentheatergruppe war auf Nachhaltigkeit aufgebaut: Bürger aus Karlsruhe und Umgebung ab sechzig plus spielen Theater unter professioneller Leitung und unter besonderer Berücksichtigung ihrer (auch altersbedingen) Bedürfnisse, Kenntnisse und ihrer Biographien.
Das stetige Zusammenwachsen als Ensemble und die Möglichkeit, unterschiedlichste Felder der Theaterarbeit gemeinsam zu erkunden, Grenzerfahrungen zu machen und damit Grenzen auch immer wieder weiter hinauszuschieben, sind Merkmale dieser Arbeit und haben die künstlerischen Ergebnisse erst ermöglicht. Sie beruht auf gewachsenem Vertrauen, tiefem Durchdringen verschiedenster Stoffe, Themen und Motive und kontinuierlicher Probenarbeit und der stetigen Teilnahme an Fortbildungen, so z.B. beim Seniorentheaterforum BW und dem Europäischen Seniorentheaterforum in Scheinfeld.

Der Leiter der Gruppe, Regisseur und Theaterpädagoge Jochen Wietershofer, wurde aufgrund seiner Arbeit mit Senioren eingeladen, seine praktischen Erfahrungen auf fundierter theoretischer Grundlage im Rahmen von Seminaren, Lehraufträgen und Fortbildungen im Bereich Seniorentheater im In - und Ausland weiterzugeben.

Er war bis 2019 Mitglied im Bundesarbeitskreis Seniorentheater des BDAT und Mitglied im Leitungsteam des Seniorentheaterforums BW.